Die Geschichte des Preises

KEINE MACHT FÜR NIEMAND AUCH NICHT FÜR DEN TOD

Nach Rio Reisers plötzlichem Tod 1996 haben seine Angehörigen, Freunde und Weggefährten noch im gleichen Jahr den „Rio Reiser-Haus e. V.“ gegründet.

Vorrangiges Vereinsziel war es, das Anwesen Fresenhagen 11 in Stadum, Schleswig-Holstein als Veranstaltungsort und Gästehaus zu erhalten. Auf dem Gehöft zwischen Flensburg und Leck, nahe der dänischen Grenze hatte das Künstlerkollektiv TON STEINE SCHERBEN gelebt und nach Auflösung der Band 1985 war Fresenhagen das Zaunkönigreich des „Königs von Deutschland“.

Fresenhagen 11 (Foto von Eckhard Driessen – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2965726)

Rio Reiser (bürgerlich Ralph Möbius) am 9. Januar 1950 in Berlin geboren, starb hier nach sechsundvierzig Lebensjahren am 20. August 1996. Hier wurde er auch begraben. Pastor Alfred Buß aus Unna leitete in der Kirche der nordfriesischen Gemeinde Leck den Aussegnungsgottesdienst. Unvergesslich für alle Trauernden, seine Worte: „Keine Macht für Niemand, auch nicht für den Tod!“

Auf seiner zweiten Mitgliederversammlung am 9.1.1997 in Fresenhagen, beschloss der Verein die Auslobung des Rio Reiser Preises. Auf ihren Tourneen im deutschsprachigen Raum (Auftritte von TON STEINE SCHERBEN gab es auch in der Schweiz und in Österreich)  trafen Rio und die Scherben immer wieder junge, hochbegabte Rockmusiker, die sich – ob poetisch oder politisch, ob in Hochdeutsch oder im Dialekt ihrer Region – vergeblich darum bemühten, mit ihren Songs und Liedern über den lokalen Erfolg hinaus Beachtung und Aufmerksamkeit zu finden.

Der Rio Reiser Preis, der solchen jungen, unbekannten songschreibenden Musikern, Sängerinnen und Sängern eine Hervorhebung ihrer Leistungen verschaffen sollte, wurde zum ersten Mal im August 1998 im Berliner Tempodrom (damals noch ein Zirkuszelt) vergeben. Finanziell war diese Veranstaltung nur möglich geworden, weil alle Künstlerinnen und Künstler, die sich am 1. September 1996 am Konzert „Abschied von Rio“ im Tempodrom beteiligt hatten, den Erlös aus dem Verkauf der CD „Abschied von Rio – Das Konzert der Freunde“ dem Rio Reiser Haus e.V. gespendet hatten. Das Preisgeld und die Songpreiskrone gewann – gekürt vom Publikum – die Gruppe ALLIANZ (Heute Band ohne Namen) mit der zahlenstärksten Lobby im Publikum. Publikumsentscheide, wie bei dieser Preisvergabe, sollte es danach nicht mehr geben.

Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse im Milleniumjahr 2000 konnte der Rio Reiser Haus e.V. in Fresenhagen nicht nur alljährlich im August das Rio Reiser Festival veranstalten, sondern auch mit Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen, zur kulturellen Bereicherung des Landkreises Nordfriesland beitragen. Finanziert wurde dieser Kulturbetrieb durch Einnahmen aus Übernachtungen im Gästehaus, Vermietung an örtliche Vereine wie „Friisk Forinnning“, durch Spenden, Mit-gliederbeiträge, viele ehrenamtliche Arbeits-stunden der Vereinsmitglieder, und nicht zuletzt durch Rio selbst: die Einnahmen aus GEMA & Lizenzen haben ganz wesentlich den Kulturbetrieb des Rio Reiser Hauses mitfinanziert. Unterstützung aus öffentlichen Mitteln des Kreises und des Landes Schleswig-Holstein gab es dafür nicht. Eine Ausnahme machte die Bundesanstalt für politische Bildung bpb. Sie förderte den Rio Reiser-Preis nicht nur finanziell, sondern sorgte auch dafür, dass die Auslobung des Preises bundesweit in Schulen und Jugendmusikschulen bekannt gemacht wurde.

2001 wurde der Rio Reiser Preis auf dem Rio Reiser Festival in Fresenhagen an “DIE ELENDEN“ vergeben. War das Votum der Juroren für diese Band aus dem Osten eindeutig, mussten sich zwei Jahre später drei Bewerber den Preis teilen. Sowohl für den eingesandten Song von WERNER BETGE, als auch für die der Bands SPNX und JULI hatten alle Juroren stimmgleich votiert.

War das Rio Reiser Festival 2003 noch eine Oper-Air Veranstaltung, spielten sich Festival und Preisvergabe 2006 dann bereits in Winnetous Garagen ab, ein zur Veranstaltungshalle umgebautes Stallgebäude. Das Preisgeld und die Preistrophäe, ein Leuchtturm, bekam JOHANNA ZEUL.

Künstlerisch hochwertiger als der Leuchtturm war dann 2014 die Preistrophäe, die KRAUS nach Hamburg mitnehmen konnte, eine fantasievoll gestaltete Plastik aus dem Atelier NOVO-ART in Unna, dort auf Unnas Platz der Kulturen, zu dem man auf dem Rio-Reiser-Weg gelangt, findet seit 2012 alljährlich im August das RIO REISER FEST  statt.

Den RIO REISER PREIS 2016 bekam NORBERT BUCHMACHER aus Günzburg.

2018 war die Songpreisgewinnerin DIE NOWAK aus Regensburg.

Flinte (l), DIE NOWAK (m), Florian Franke (r), (c) Benjamin Gesing

Die von der Lindenbrauerei ausgelobten Regionalpreise im Songwettbewerb gewannen MAX IM PARKHAUS (2014), KAISER FRANZ (2016) und die Band MINA (2018).

Band M.I.N.A., (c) Benjamin Gesing

2011 mussten sich Verein und Erbengemeinschaft von Fresenhagen 11 trennen. Wie für viele andere Musikschaffende, so hat auch für Rio Reiser und TON STEINE SCHERBEN die kostenlose Bedienung aus dem Internet die Einnahmen um die Hälfte reduziert. Das Rio Reiser Haus in Fresenhagen war so nicht mehr zu finanzieren.

Rio Reisers Grab befindet sich seit 2011 auf dem Friedhof der Matthäi Kirchengemeinde in Berlin Schöneberg. Zu dieser Kirchengemeinde gehörten seine Eltern, und Rio wurde in der Matthäiikirche getauft.

(c) StMatthaeus – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41039472
%d Bloggern gefällt das: