Jan Preuß steht mit dem Song ‚Himmel und Wind‘ auf der Shortlist des Rio Reiser Songpreis 2021. Herzlichen Glückwunsch!

Aufgewachsen ist er in Fürstenwalde bei Berlin, Musiker ist er seit er denken kann. Vor allem Sänger und Texter. Als Jan Preuß in den in den Achtzigern Rios Stimme hörte, hat ihn das verzaubert, verändert. Er selbst sagt, es habe seinen Anspruch beim Musikhören und Machen in die Höhe getrieben.

Zurzeit gibt er neben den Konzerten mit eigenen Songs auch Abende nach „Rio am Piano“-Art. Beflügelt wurde er hier durch die Blackbox.

Wir haben Jan ein paar Fragen gestellt, hier kommen seine Antworten.

Wann hast Du angefangen, zu singen und was hat Dich zur Musik geführt?

Jan Preuß: Ich weiß das gar nicht so genau. Die Liebe zur Musik war eigentlich immer schon da, schon als Kind. In der Schulzeit gründete ich mit Freunden ne Band, ohne dass auch nur einer richtig ein Instrument spielen konnte. Ich wollte Drummer sein. Das war nur viel schwerer als ich damals dachte. Der Sänger dagegen war zwar bemüht, aber es war auch „schwierig“. Ich hab ihn dann immer ziemlich genervt in dem ich häufig korrigiert hab. Irgendwann sagte er „Mach doch selber…“ drückte mir das Mikro in die Hand und verließ den Proberaum. Tja, und seit dem sing ich.

Wie bist Du darauf gekommen, Rio-Songs zu covern?

Jan Preuß: Als ich das erste mal die Scherben hörte, hat sich mein Leben komplett verändert.

Da war ne Kraft, und ne Magie – unfassbar. Unerklärlich war mir damals, dass man so was nicht im Radio hört. Viele meiner Freunde kannten das gar nicht.

Ich habe immer alle damit genervt, wollte dass Jeder diese Musik kennt. Ich glaub das war der Grund, dass dann später auch in fast all meinen Projekten, während der Konzerte, ein oder zwei Scherben- und später auch Riosongs gespielt wurden.

Irgendwann haben die Leute drauf gewartet, dann haben wir uns manchmal n Spaß draus gemacht, eher unbekannte Sachen zu spielen. Zum Beispiel „S´ ist eben so“ oder „Alles ist richtig“ von der Schwarzen. Anschließend wurden wir gefragt, warum wir denn heute nix von den Scherben gemacht haben…

Als Rio 1996 gestorben ist, kam meine Band auf mich zu, sie wussten dass mir das sehr nahe ging, und fragten, ob wir nicht so was wie´n Gedenkkonzert machen wollen. Das haben wir dann auch getan. Es war dann das erste mal

das ich den ganzen Abend Rio gesungen habe. Tat unheimlich gut… Wir traten damit gleich zwei Abende hintereinander auf, dann war aber Schluss. Es war nie der Plan ne Coverband zu sein.

Erst viel später, als die Blackbox rauskam, da dachte ich, so viel ungehörtes Material, das ist ein Konzertabend wert. Also suchte ich, mit meinem Pianisten Steffen Rose, nach geeigneten Songs, die wir seitdem im Programm: RIO AM PIANO „DAS ALLES UND NOCH VIEL MEHR…“ live aufführen.

Was war Deine erste Begegnung mit Rios Musik?

Jan Preuß: Das war in den Achtzigern. Bei einem Konzert der Band FREYGANG in Ketzin tauchte überall der Name TON STEINE SCHERBEN auf. Auf den Klamotten gemalt, und mit Kreide ganz groß auf einer Mauer (Ostgraffiti) geschrieben. Die Band spielte auch Scherbensongs im Programm, was ich aber erst hinterher mitbekam. Auf meine Frage hin, was denn dieses TON STEINE SCHERBEN zu bedeuten hat, schenkte mir ein Freund eine Kassette: „Scherben IV – Die Schwarze“. Die Tonqualität war extrem schlecht. Es war wenig zu verstehen. Die Texte sowieso sehr kryptisch – fand ich… Aber es war dennoch Liebe, Zauber und extrem süchtig machend.

Wodurch zeichnet sich ein richtig tolles Konzert als Zuschauer respektive als Künstler aus?

Jan Preuß: Ach, dass kann ganz unterschiedlich sein. Wenn die Band es schafft dich zum Tanzen und Mitsingen zu bringen ist das toll, wenn sie dich zum Zuhören und Innehalten bringen aber eben auch. Man möchte als Zuhörer und als Künstler magische Momente erleben, wenn das gelingt, dann ist Publikum und Band auf einmal eins und das ist dann quasi der Hauptgewinn.

Warum, denkst Du, ist Rios Musik auch heute noch relevant?

Jan Preuß: Ich glaub, es ist die Echtheit in den Texten zum Einen, aber vor Allem wie Rio gesungen hat. Ich habe immer das Gefühl, dass es um Alles geht. Egal ob es ein politischer „Haudraufsong“ ist oder ein zartes Liebeslied. Das fehlt heute komplett. Das gab es aber immer nur ganz selten. Bei, zum Beispiel, Edith Piaf habe ich ein ähnliches Gefühl. Es wäre schön, wenn sich die jungen Künstler ein wenig daran orientieren könnten.

Du warst einige Male zum Rio Reiser Fest in Fresenhagen; wie hast Du die Atmosphäre dort erlebt und was sind Deine Erinnerungen daran?

Jan Preuß: Ja das stimmt, ich war dreimal dort zum Riofest. Beim letzten Mal durfte ich mit meiner Band „Jan Preuß & die Geheime Gesellschaft“ dort auftreten. Das war das letzte Riofest dort und für mich war es auch das letzte Mal, dass ich in einem Zelt geschlafen hab. Es war immer sehr schön, all die Rio/Scherbenfans zu treffen, kennen zu lernen und in angenehmster Atmosphäre, fern ab vom Schuss, tolle Künstler und ihre Musik, live zu erleben. Besonders gern erinnere ich mich an das Konzert mit TempEau, Johanna Zeul fand ich super, und auch Gymmick zum Beispiel. Aber da gab´s noch viel mehr…

Am Anfang waren da viele „Originale“ vor Ort, einige davon leben gar nicht mehr.

Ich denke an Britta Neander, Jako Benz und natürlich auch an Rios Mutter.

Schön war es dort auch, wenn grad kein Fest stattfand. Einmal haben wir dort ne Woche Urlaub gemacht. Das war wirklich schön, mit Kind und Hund. Wir wurden dort sehr herzlich von Jan Bajan bewirtet, er hat uns jeden Tag ein Ei gekocht, sogar auch für unseren kleinen Hund Charly. Abends saßen wir zusammen und haben Karten gespielt. Die Zimmer wurden alle nach Rio´s Liedern benannt. Wir haben, wenn ich mich recht erinnere, im „Sternchen“ übernachtet. Manchmal bin ich auf die Wiese hinterm Haus gewesen, während Charly alles beschnupperte hab ich mir versucht vorzustellen, wie das hier wohl früher, als es noch die Scherben gab, so war…

Wer sind Deine musikalischen Vorbilder?

Jan Preuß: Ach, ich weiß nicht. Das läuft, wenn – dann unbewusst ab. Beeinflusst bin ich wohl von vielen Musiken verschiedenster Gengre. Und zwar sowohl positiv, als auch anders…

Im Moment ist die Frage „wo werden wir Dich als nächstes sehen?“ coronabedingt ja obsolet. Also zum Abschluss: was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Jan Preuß: Also ich wünsche mir erstmal, dass wir ne Zukunft haben. Grad jetzt wird es ja mal wieder sehr deutlich, wie unsicher das alles ist. Aber ich bin jetzt nicht der Pessimist. Natürlich gehe ich im Moment davon aus, das alles gut wird. Vielleicht lernen wir mal was draus. Das wäre was…

Wie wunderbar wäre es doch, wenn wir es uns einfach alle ein bisschen schön machen. Einfach so das Leben leben. Ohne Gier nach mehr Geld und Macht und/oder Ruhm und so weiter. Ohne Krieg, ohne überflüssiges Plastik, ohne Hast, ohne TV-Verblödung und so weiter. Dafür mit Genuss, frischer Luft , Zeit, Liebe und guter Musik.

Ach ja, wenn ihr wissen wollt, wie und wann es musikalisch bei uns weitergeht, wir halten euch hier : www.janpreuss.jimdofree.com gern auf dem Laufenden.

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